Buchempfehlungen -Geschichte ist geronnene Erfahrung-Skizzen-Arbeiterwiderstand in Südbayern gegen das NS Regime

Skizzen- Arbeiterwiderstand in Südbayern gegen das Nazi Regime von Max Brym
Aus der Verlagsmitteilung
Arbeiterwiderstand in Südbayern – im Umland der „Hauptstadt der Bewegung“ und der „Reichsparteitage“ der Nazis? Ja, den gab es und er verdient eine eingehende Betrachtung. Dies jedenfalls kann man den Dokumenten entnehmen, die Max Brym eingesehen hat. Während die Geschichte der Arbeiterbewegung Weimars und ihr Widerstand gegen das NSRegime in der ehemaligen Reichshauptstadt gut dokumentiert sind und auch in anderen großen Zentren wie Dortmund oder Hamburg darüber viel bekannt ist, sieht es in den kleineren Städten oft anders aus. Manchmal gibt es Geschichtswerkstätten oder eine gepflegte „oral history“. Manchmal bleibt jedoch das meiste unter dem berühmten Teppich. Der große Vorzug der Abhandlung Bryms besteht darin, ein Bild erstellt zu haben, das den ganzen Raum der Region erfasst. Zutage kommen Ansätze politischer Klugheit örtlicher Gruppen, die sich über die Fehleinschätzungen iher Führungen hinwegsetzen und Eigenes ausprobieren. Es wird klar, warum welche Arbeiterschichten welche Parteibindung gesucht haben und warum sich das auch ändern konnte. Zuletzt ist Bryms kleine Geschichtsexkursion auch ein anerkennendes Gedenken an Mut und Standfestigkeit jener Aktivisten der sozialistischen Arbeiterbewegung, die gestützt auf große Teile ihrer Klasse den erbittertsten Widerstand gegen die Machtübertragung an den deutschen Faschismus geleistet haben. Und sie legt nahe, sich erneut zu vergegenwärtigen, dass der Faschismus eine Gefahr bleibt, den erfolgreich zu bekämpfen das Bewusstsein über die Irrwege des antifaschistischen Kampfes voraussetzt.
Bestellen und Meinungen erwünscht Viele Grüße Max Brym
 

[Buch] Skizzen – Arbeiterwiderstand in Südbayern

Buch von Max Brym: Skizzen – Arbeiterwiderstand in Südbayernexterner Link

Skizzen- Arbeiterwiderstand gegen das NS Regime in Südbayern – Rezension von Jutta Schulz

Das neuen Buch von Max Brym unter dem genannten Titel ist äußerst empfehlenswert. In dem Buch wird der Arbeiterwiderstand gegen die Nazis von Weiden in der Oberpfalz bis nach Berchtesgaden gewürdigt. Lange bevor die Nazis daran gehen konnten Kriege vorzubereiten mussten sie zuerst die damalige Arbeiterbewegung auch in Südbayern zerschlagen. In den folgenden Text sind verschiedene Vorträge eingeflossen. Einerseits ein Vortrag, den der Autor am 23.6.2022 vor den Abschlussklassen der Hermann Frieb Realschule in München, Hohenzollernstraße 140, zum Thema „Wer war eigentlich Hermann Frieb?“ hielt, und zum anderen ein am 15.7.22 im Treffpunkt „Eigenleben“ in der Münchner Kurfürstenstraße 2 gehaltenes Referat zum Thema „Arbeiterwiderstand gegen das Nazi-Regime in Südbayern“.

Max Brym zeichnet in den Skizzen ein ziemlich exaktes Bild des Widerstands gegen den Hitler-Faschismus in Südbayern. Natürlich kann dies keine Gesamtdarstellung sein. Am Beispiel einzelner Städte von Bad Reichenhall über Traunstein, Rosenheim, Penzberg, Straubing, Burghausen und natürlich München soll an Kämpfer und Opfer aus der Arbeiterschaft, die sich dem Hitler-Faschismus widersetzt haben, erinnert werden. Denn in der gängigen Geschichtsschreibung kommt der Widerstand der Arbeiter viel zu kurz. DieArbeiterschaft war am schwersten für den Faschismus zu gewinnen. Das NS-Regime musste erst ihre Parteien, vor allem SPD und KPD, ausschalten und ihre Gewerkschaften zerschlagen, viele Aktivisten in Gefängnisse sperren und in Konzentrationslager deportieren.

Die Arbeiterbewegung in Südbayern

Die Arbeiterbewegung war vor 1933 auch in Südbayern das zentrale Hindernis beim Vormarsch der Nazibewegung. Oftmals erkannten die Arbeiter, vor allem in den kleinen und mittleren Städten, die Notwendigkeit, die Nazis gemeinsam zu bekämpfen. Diese spontane und richtige Erkenntnis hätte zum Vorbild für die Politik dem Gesamtdeutschland dienen können. Doch die Parteileitungen von SPD und KPD im fernen Berlin ergingen sich bis 1933 wesentlich darin, sich gegenseitig zu beschimpfen. Die Sozialdemokraten nannten die Kommunisten „Kommunazis“, die kommunistische Parteileitung beschimpfte die Sozialdemokratie als angebliche „Sozialfaschisten“. Die Wahlergebnisse von SPD und KPD, auch in Bayern, lagen die Weimarer Republik hindurch wesentlich auf dem gleichen Level. Einmal waren die Kommunisten etwas stärker, dann wieder die Sozialdemokraten, und umgekehrt. Zusammengerechnet bildeten die beiden Arbeiterparteien, auch in Bayern, vor 1933 ein von den Nazis nicht zu überwindendes Hindernis.

Jutta Schulz (zugesandt am 1.9.2022)

Aus dem Buch ——- Auszug

Die Nazis allerdings nahmen die Realität zur Kenntnis. Ihre Partei machte sich über ihren Hauptgegner, die Arbeiterbewegung, keinerlei Illusionen. Nach dem 9. März 1933 und dem Gesetz zur sogenannten „Gleichschaltung der Länder“ setzte der Terror gegen die organisierte Arbeiterbewegung in Bayern ein. Massenverhaftungen begannen, oft verbunden mit der Abriegelung ganzer Stadtteile in den größeren Orten. Und am 22. März 1933 wurde das KZ Dachau fertigstellt. Das entlastete die Polizeigefängnisse in den Orten. Denn auch die Zuchthäuser waren überfüllt. Vielen Arbeiter war klar, dass sie vom III. Reich nichts zu erwarten haben und sich ihre Situation nur zum Schlechteren wenden würde. Der KPD-Aktivist Simon Vorburger aus Burghausen wird vor 1933 in Polizeiberichten immer wieder mit dem Satz zitiert: „Haben wir Hitler, kommt der Krieg.“ Diese Erkenntnis war weit verbreitet. Die Arbeiterklasse wusste, was Krieg bedeutet und hatte noch genug vom letzten. Auch verfing das Gift des Antisemitismus im marxistisch infizierten Milieu – im Gegensatz zur bürgerlichen Welt, vor allem im Kleinbürgertum kaum. So bestand die größte Berufsgruppe vor 1933 unter den Mitgliedern der Nazipartei in München aus Zahnärzten. Das hatte einen sehr einfachen Grund: Schon im Kaiserreich diskriminierte der antisemitische Professorenpöbel jüdische Studenten. Sie mussten besser sein als ihre „deutschen Mitstudenten“. Letzteres hatte zur Folge, dass es in den Zwanzigerjahren einen überproportional hohen jüdischen Zahnarztanteil in München gab. Klar, die „arischen Recken“ hatten in ihrer Studienzeit herum gesoffen und sich in Burschenschaften Schmisse verabreichen lassen. Im Ergebnis waren die „jüdischen Zahnärzte“ besser. Wer Zahnschmerzen hat, fragt allerdings nicht nach der Religion des Zahnarztes. Der „Sozialismus“ der Nazis versprach den ehemaligen Burschenschaftlern nun die Praxis seines Konkurrenten.In den Betrieben fassten die Nazis nur schwer Fuß. Die Betriebsratswahlen im April 33 endeten für die Faschisten auch in Bayern katastrophal. Immer wieder tauchten illegale Flugzettel, Zeitungen und Parolen aus der Arbeiterschaft auf. Das alles über sehr lange Zeit, trotz schrecklichem Terror und Lebensgefahr.“ Wirklich spannen zu lesen. Außerdem ist das Büchlein ein Werk gegen das Vergessen. Geschichte ist geronnene Erfahrung aus der es zu lernen gilt. Das Buch gibt eine sehr umfassende Darstellung des Widerstandes in Südbayern. Ein ganzes Kapitel ist der Gruppe „ Neu Beginnen“ unter Leitung von Hermann Frieb in München gewidmet.“

 
 
Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person, Pizza und Text „KAMPFENDE ANTPASCHISTISGHER JUGEND HERZUR HER AKTION AKTION Max Brym SKIZZEN- Arbeiterwiderstand in Südbayern KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS“